Tour 04/2023 - Die Seilfalle vom Grünling
Ich atme tief durch und sage mir: bleib ganz ruhig! Denke nach!
Gemeinsam mit Franziska hatten wir bereits auf dem Gipfel des Grünlings gesessen, nun folgte die Tochter über den Alten Weg III, der Vater sollte als letzter steigen. Aber Emilia hatte Probleme, Matthias wollte ihr ungesichert folgen – aber halt, das auf keinen Fall. „Mach bitte einen Sackstich hinter Emilia ins Seil und klinke dich dort ein, dann habe ich Euch beide sicher!“
Gesagt getan und dann plötzlich: „Aldo, ich komme nicht mehr weiter!“
Nach unser Tour vom April hatten wir mit Hoffmanns ein, zwei weitere Klettertage 2023 geplant und nun endlich war es so weit. Da auch die Tochter, 12, wieder dabei sein wollte, hatte ich mich mal wieder für das Rabentürmchen, der vielen leichten und schönen Wege und natürlich auch wegen der herrlichen Lage wegen, entschieden.
Tatsächlich waren wir da auch in mehreren Routen gut unterwegs, das Kind aber hatte mit der doch recht steilen Kletterei seine Probleme, erreichte den Gipfel nicht.
Schnell hatte ich den nur wenige Kilometer entfernten Grünling als weiteres Tagesziel gewählt, denn ohne Erfolgserlebnis auch für die Tochter sollte dieser Tag nicht enden.
Ich hatte dafür gesorgt, dass alle ordentlich eingebunden sind, bin, wie in diese Konstellation üblich vorgestiegen, Franziska war zügig als Zweite auf dem Gipfel.
Auch Emilia war erfreulich gut unterwegs, bis sie plötzlich keine Lösung mehr wusste, nervös wurde, der Papa musste helfen. Natürlich nicht in Solokletterei, das gibt es bei mir nicht, sondern nun kurz hinter dem Kind gesichert.
Was keiner bedacht hatte: er war auch noch am Seilende eingebunden! Also zog er nun eine riesige Seilschlaufe hinter sich her. Es kam, was kommen musste: die Schlaufe verfing sich in einer alten Baumwurzel im unteren Teil des Weges, es ging keinen Schritt mehr vorwärts und zurück, ohne das auch Emilia hätte absteigen müssen, auch nicht.
Das Kind merkte, dass etwas gegen den Baum lief oder besser, am Baum hing, musste beruhigt werden und, hier mal ein Lob an alle andern Teammitglieder: trotz der bösen Situation sind alle ruhig und sachlich geblieben, bis auf die knisternde Anspannung war alles im überschaubaren Bereich.
Ich hatte schon überlegt, die Sicherung zu fixieren, mit dem zweiten Seil, dass ich bei solchen Touren immer dabeihabe, zur Wurzel abzuseilen und das Problem zu lösen, als Matthias meinte, dass er sich doch ausbinden könne. Bloß nicht, meinte ich, und dann, na klar, und zwar aus dem Seilende! Er hing ja noch am Sackstich und wenn er sich aus dem Seilende bindet, gibt es die Schlaufe nicht mehr, das Seil würde wieder als einzelner Strang laufen.
Das war dann zwar auch nicht ganz so einfach gegangen, da das Seil erstmal aus der Wurzel gezerrt werden musste, aber dann war das Problem gelöst! Puh!
Ein stolzes und doch etwas anderes „Berg heil“ klang an diesem frühen Abend durch das herrliche Kirnitzschtal!
Am folgenden Tag stiegen wir wie geplant via Häntzschelstiege auf das Lange Horn, durch die Wilde Hölle wieder ab und ließen die Zwillingsstiege, die auch noch auf dem Plan gestanden hatte, einfach sein – 30 Grad waren dann doch einfach zu viel!
Ein wieder einmal herrliches Klettererlebnis mit einem erfreulich frischen und tapferen Team – hoffen wir, dass wir auch eine dritte gemeinsame Tour 2023 hinbekommen.
Der Track durch die Häntzschelstiege von / bis Beuthenfall
Distanz: Kilometer Höhe (min): Meter Höhe (max): Meter Gesamtabstieg: Meter Gesamtanstieg: Meter