Tour 10/2018
Sprinteinlage und Reifeprüfung im sächsischen Fels
Almuth auf dem Schusterweg
Erinnert ihr euch an dieses Foto? Dann kennt ihr auch die Geschichte: die geplante Tour musste vor Ort abgebrochen werden. Aber aufgehoben ist nicht aufgeschoben, die Besteigung des Falkensteins über den Schusterweg sollte so schnell wie möglich nachgeholt werden. Doch vor dem Falkenstein stand ein anderer heuer harter Stein – der Königstein. Und das war dann mal wieder Volkers Idee!
Er hatte bereits mehrmals am Festungslauf auf den Königstein teilgenommen und nach kurzem Zögern (verdammt kurzer Lauf und viel zu schnell, dachte ich) habe ich dann doch zugesagt.
Leute, war das ein Läufchen! Zwar nur schlappe 7,8 km (7,3 auf meiner Uhr), aber das bei einer Höhendifferenz von 245 m mit 360 m im Anstieg. Da waren Passagen nicht weniger schwer als mancher Ultralauf, aber im Ziel, das ich nach ca. 46 min erreicht hatte, war die Freude dann groß. Volker war übrigens ca. 39 min unterwegs, alle Achtung! Dass das Festungsbier danach richtig gut geschmeckt hat, versteht sich von selbst. Einmal mehr danke, Volker, für diese wieder einmal richtig gute Idee!
Meine Aufzeichnung dieses Laufes
Distanz: Kilometer Höhe (min): Meter Höhe (max): Meter Gesamtabstieg: Meter Gesamtanstieg: Meter
Dann aber stand der andere Stein auf dem Programm, der große, der mächtige, der Falkenstein! Und der hatte Almuth gerufen! Schon lange sehnte sie sich nach diesem Gipfel, nach dem so oft gelobten Schusterweg. Ich hatte sie regelmäßig ausgebremst, denn hier müssen Ausdauer, Klettertechnik und vor allem der mentale Faktor stimmen.
Wer meine Seite verfolgt, weiß, dass Almuth gerade in diesem Jahr riesige Fortschritte gemacht hat, mein Zögern war nicht länger zu begründen.
Am 12.08. um 11:15 Uhr war es soweit: mit schon im Einstieg blanken Nerven, entsprechenden Fehlern und dem ersten Abrieb an den Ellenbogen quälte ich mich durch den Einstieg des Schusterweges, am anderen Seilende eine vor Freude und Erwartung brennende Nachsteigerin.
Es war wie immer in solchen großen Touren – ist man erst einmal unterwegs, beruhigen sich die Nerven. Ich blieb zwar angespannt, nicht nur bis zum Gipfel, sondern bis zum letzten Meter der Abseilpiste, aber diese Anspannung war umsonst. Denn Almuth stieg problem- und meckerlos nach. Schimpfte kräftig über das Kriechband, schüttelte den Kopf, wie man eine solche Reibung vorsteigen könne und strahlte, als sie endlich die Nase von Oscar Schuster berühren durfte.
Und als sie den Unteren Reitgrat auch noch hochgelaufen kam, war mein Kommentar (natürlich nicht böse gemeint): „Du hast doch einen Vollschuss!“
Nach 2:45 Stunden saßen wir auf dem Gipfel, Almuth hat den großen Sachsenklassiker, der den ganzen Bergsteiger fordert, gemeistert. Sie hat ihr Abi im Sächsischen Bergsteigen bestanden. Bei mir war es eine Art Nachprüfung, geschafft, aber mit ordentlich Hautabrieb und zerrissenem T-Shirt. Ich glaube, ich habe das erste Mal diagonal im Einstieg des unteren Reitgrades geklemmt!
Nach 3:45 Stunden waren wir nach einer kurzen Gipfelrast und 86m Abseilfahrt wieder am Einstieg und mehr als glücklich.
Meine Angst um Almuth und davor, dass etwas schief gehen könne, hatte sich als unberechtigt erwiesen und bekam nun auch noch einen Schlag auf den Hinterkopf: „War das schön, das möchte ich nochmal machen …!“ Naja, das Adrenalin!
Wie auch immer: in der Liste meiner Seilgefährten dieser Tour hat sie nun ihren Platz gefunden!
Während ich mental ziemlich fertig war, bekam Almuth ihr Dauergrinsen kaum aus dem Gesicht, wollte auch am kommenden Tag klettern und stieg dann mal im Bielatal fünf Routen zwischen I und IV, wobei sie die IV vorher nicht kannte, souverän vor.
Nun, liebe Kletterfreunde, da habe ich wohl einen neuen Vorsteiger, ähhh, eine neue Vorsteigerin gefunden ;)