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Großglockner StüdlgratGroßglockner (3798 m)
Südwestgrat / Stüdlgrat (IV-)

Der Großglockner ist der höchste Berg Österreichs. Doch auch ohne dieses Attribut bleibt er eine beeindruckende schöne Felspyramide, die vom Süden den Blick eines jeden Betrachters auf sich lenkt und das Herz des Bergsteigers bei seinem Anblick sofort höher schlagen lässt. Kein Wunder also, dass er ein begehrtes Tourenziel ist. Tatsächlich bietet er angefangen vom anspruchsvollen allerdings hoffnungslos überlaufenen Normalweg - Ostanstieg von Kals über genussvolle Gratkletterei bis hin zur berühmtesten Eisrinne Österreichs (Pallavicinirinne) für jeden Geschmack etwas. Wir haben uns für den Aufstieg über den Südwestgrat, auch "Stüdlgrat", entschieden.

Fahne austriaTalort und Ausgangspunkt:
Kals am Großglockner, Parkplatz am Lucknerhaus (1984 m), zu erreichen über die Kalser Großglocknerstraße (Maut, 2006 - 8 Euro)

Anforderungen:
IV- in der Schlussseillänge (auch möglich als III / A0), sonst I bis III,
Wandhöhe 534 m, Kletterzeit lt. Führer 3 bis 4 Std., wir waren zu dritt und mit viel Sicherung auch im IIer-Gelände 7 1/2 Stunde am Grat selbst unterwegs,

Der Zustieg:
Vom Lucknerhaus in 2 Std. 30 min auf markiertem Steig (Nr. 702) über die Lucknerhütte zur Stüdlhütte (2802 m)
Von der Stüdlhütte nördlich zunächst markiert immer links haltend vom Luisengrat zur Luisenscharte, 3175 m, und ca. 250 m weiter zum eigentlichen Aufschwung des SW-Grats, P. 3264 m (Gedenktafel), 1 1/2 Stunden.

Die Führe:
Im Prinzip dem Gratverlauf folgen, sehr gute Beschreibungen findest Du im unten genannten Alpenvereinsführer, eine weitere Beschreibung und ein Topo unter www.bergsteigen.at (dort einfach Großglockner suchen!)

Der Abstieg: 
Über den Normalweg zur Adlersruhe und zurück zur Stüdlhütte oder direkt abwärts zum Lucknerhaus.

Literatur:
Alpenvereinsführer "Glocknergruppe und Granatspitzgruppe", Bergverlag Rother - München, ISBN 3-7633-1266-8;

Karte: Alpenvereinskarte Nr. 40  Glocknergruppe, mit Wegmarkierungen, Maßstab 1:25.000;

Unsere Teams:
Versuch vom 18. Juni 2006: Steffen Große , Aldo Bergmann / Durchstieg der Tour am 31. Juli 2006: Aldo Bergmann, Franz Herrmann, Thomas Herrmann

Du hast zwei Möglichkeiten, den nachfolgenden Bericht zu lesen:
Entweder hier im Block und Anwahl der Bilder bei Interesse oder sofort das erste Bild  klicken und der Galerie folgen, in der sich der Text  am jeweiligen Bild befindet!

Es war der 30. Juli 2006 und da standen wir also: auf dem Parkplatz am Lucknerhaus am Fuße des Großglockners (Bild 2), ich inzwischen zum dritten Male in diesem Jahr. Am 18. Juli waren wir mit Steffen Große wegen ungünstiger Witterung an der Begehung des Stüdlgrats gescheitert und mussten umkehren, nur eine Woche früher sind wir mit Freunden im Normalweg regelrecht stecken geblieben. Und für diese Tage war wieder eine Wetterverschlechterung angesagt.
Aber was soll's, wir waren da, hatten gut die Stüdlhütte erreicht und waren trotz nächtlichen Regens bei recht durchwachsender Witterung mit dem ersten Tageslicht auf Tour und schon bald auf dem Teischnitzkees in Richtung Einstieg des Grates unterwegs. (Bild 3) Wie schon mit Steffen im Juni wählten wir den direkten Grateinstieg (III), mit dem man schnell an Höhe gewinnt aber auch schon richtig zupacken muss. (Bild 4)
Mal abgesehen von diesem Einstieg geht es dann recht angenehm im unteren Schwierigkeitsbereich aufwärts und schon bald hatten wir mit dem engen Kamin (II+) den Umkehrpunkt des ersten Versuches deutlich überschritten. (Bild 5).

Start auf dem Parkplatz am Lucknerhaus am Fuße des Großglockners  Auf dem Teischnitzkees in Richtung Einstieg des Stüdlgrats   Franz Herrmann im oberen Teil des direkten Grateinstieges  Bald erreicht man den engen Kamin, der problemlos zu durchsteigen ist

Plötzlich Schneefall, das Steigen auf dem glatten Gestein wurde ein Balanceakt  Am Frühstücksplatz. Franz ist sichtlich entnervt, es ist seine erste hochalpine Tour  Dann eine versicherte Verschneidung und eine sehr luftig zu begehende Kanzel  Selbst die Standplätze am scharfen Grat sind recht luftig

Dann gab es allerdings das erste Problem: Schneefall! Damit wurde das Steigen auf dem teils glatten Gestein zu einem etwas härteren Balanceakt (Bild 6) und Franz Herrmann, der hier seine erste hochalpine Kletterei absolvierte, wurde etwas blass im Gesicht. Das hieß Seilsicherung, die wir dann bis zum Gipfel auch nicht mehr aufgegeben haben. Wer auf Berge steigt, weiß, was das bedeutet: Zeitverlust! Um den wenigstens etwas zu vermindern, wurden die beiden Nachsteiger immer in einem Zuge gesichert. Trotzdem: der Plan gegen 12 Uhr den Gipfel zu erreichen war gescheitert.
Mit ca. 45 min Verspätung erreichten wir schließlich bei sich beruhigendem Wetter den so genannten Frühstücksplatz auf ca. 3550m Höhe. Ab hier sollte es richtig zur Sache gehen. (Bild 7)



Und das tat es auch. Es folgt eine steile, teilweise versicherte Verschneidung und anschließend die extrem ausgesetzte und luftig zu passierende "Kanzel". (Bild 8)
Dann jagt ein Höhepunkt den anderen, denn immer am scharfen Grat entlang geht es aufwärts. Selbst die Standplätze sind recht luftig. (Bild 9)
Schließlich folgt ein ca. 30m hoher Gratturm, der direkt erklettert werden muss, im oberen Bereich aber drahtseilversichert ist. (Bild 10)
Die aus unserer Sicht zweifelsohne schwerste Stelle ist die Hangelplatte, die über eine senkrechte Wandstufe (Bild 11) erst einmal erreicht  und dann doch recht mutig überstiegen sein will. (Bild 12).
Aber das ist dank sehr guter Absicherung schließlich auch kein Problem und schon bald erreicht man den Gipfelaufschwung, abermals eine recht spannende aber mit einem Drahtseil bestens gesicherte Passage. (Bild 13)

Am ca. 30 m hohen oben dann drahtseilversicherten Gratturm  Die aus unserer Sicht zweifelsohne schwerste Stelle ist die Hangelplatte  Thomas genießt die Kletterei über die Hangelplatte.  Am Gipfelaufschwung, mit einem Drahtseil bestens gesicherte Passage

Thomas und Franz stehen nur noch wenige Meter vom Gipfel entfernt  Man kann es nicht glauben, ALLEIN auf dem Gipfel Großglockner  Abseile in die Glocknerscharte, abklettern war uns zu heikel  Vor dem Aufstieg auf den Kleinglockner - hinter Thomas die Glocknerscharte

Konditionsmängel, schlechte Sicht und blanke Nerven zwangen hier zur Sicherung  Beim Abstieg auf dem ausgesetzten Grat des Kleinglockners  Beim Abstieg auf dem Firnfeld unterhalb des Glocknerleitls  Der letzte steile Abstieg zur Adlersruhe, im Hintergrund die Pasterze

Hat man die geschafft, folgen noch ein paar Meter im leichten Gelände und schließlich ist es soweit: man hat das Gipfelkreuz vor und die gesamte Tour unter sich! (Bild 14)

Wir standen schließlich um 15:30 Uhr zwar deutlich verspätet, aber stolz, auf dem Dach Österreichs, dem Gipfel des Großglockners. (Bild 15) Und während wir im Aufstieg tatsächlich mit Regen, Schnee und Nebel zu tun hatten - zum Glück waren die angekündigten Nachmittagsgewitter ausgeblieben - wurden wir hier mit einer genialen Sicht belohnt.

Nun blieb eigentlich nur noch der Abstieg ... Aber der sollte es noch einmal in sich haben.
Das Wetter verschlechterte sich wieder. Da uns der Abstieg in die Glocknerscharte zu steil war, seilten wir ab (Bild 16), staunten kurz über die steilen Abbrüche in die Nord- und Südflanke und erstiegen den Gipfelgrat des Kleinglockners. (Bilder 17 und 18)
Konditionsmängel, schlechte Sicht und etwas blanke Nerven zwangen uns auch hier zur Sicherung (Bild 19). Und so brauchten wir statt der 1 1/2 Stunden zur Adlersruhe schlappe drei Stunden! Auch wenn es zügig (abseilend) durch das Glocknerleitl und dann durch die Firnfelder ging (Bilder 20 und 21) war die Adlersruhe erst um 19 Uhr erreicht. Das war eindeutig zu spät und angesichts der sich nun doch nähernden Gewitter wäre es vernünftig gewesen, hier zu übernachten.

Haben wir aber nicht gemacht und eine Abenteuerfahrt erlebt, wie man sie sich eigentlich ersparen sollte.
Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte - die findet der interessierte Leser hier: Fataler Fehler auf dem Ködnitzkees.
Um 23 Uhr schließlich hatten wir aber gesund die Stüdlhütte wieder erreicht, und eine herausragende Bergfahrt erlebt.

Fazit:
Der Aufstieg auf den Großglockner über den Stüdlgrat ist für den erfahrenen und geübten Alpinisten eine Genusskletterei / Hochtour, die man einfach mal gemacht haben sollte. Sportkletterer, die meinen, dass eine 4. Schwierigkeit UIAA ja kein Problem sein dürfte, sollten allerdings vorsichtig in der Beurteilung sein und im Zweifelsfall die Hände davon lassen. Denn hier ist der ganze Bergsteiger gefragt und gefordert.

 

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