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Johannisberg NordostwandJohannisberg (3453 m)
Nordostwand

Der Johannisberg (3453 m) ist das höchste Tourenziel im unmittelbaren Tourenbereich der Oberwalderhütte (2973 m). Er thront hoch über der Pasterze und sticht jedem Besucher dieser Region sofort ins Auge. Was sich zunächst als beeindruckender Schneehügel darstellt (Bild links), entpuppt sich von nahem als ein beeindruckender Koloss mit interessanten Aufstiegsmöglichkeiten für Skitourengeher, Kletterer und Firn- und Eiswandsteiger. Wir haben uns für die Nordostwand entschieden, in "Firn- und Eisklettern in den Ostalpen" dargestellt als eine ideale Einsteigertour mit nur 45 Grad Steigung und nur 200m Wandhöhe.

flagaustriaNach der Tour haben wir nachgelesen: im Alpenvereinsführer! Und dort fanden wir die Auflösung für das Erlebte. Die Wand ist 350m hoch und 50 Grad steil!
Wenigstens der Bergschrund und die beeindruckenden Eisbrüche in der Wandmitte blieben uns wegen massenhaften Firns erspart bzw. waren halb so schlimm.

Ausgangs- und Endpunkt:
Oberwalderhütte (2973 m) Man  bewegt sich von der Hütte nordwestlich immer in etwa der gleichen Höhe über den oberen Pasterzenboden bis direkt unter die Nordostwand. Gehzeit bei normalen Bedingungen ca. 1 Stunde - bei uns wegen Tiefschnee deutlich länger.

Die Führe:
(Bild 2) Wir sind von links in die Wand eingestiegen, sind dann direkt oberhalb des oberen Eisbruchs in die Wandmitte gequert und von dort rechtshaltend zum Gipfel aufgestiegen. (Die Route wird in Führern auch direkt in gerader Linie über den Bergschrund und rechts neben den Eisbrüchen zum Gipfel beschrieben.) Die Wandneigung beträgt 50 Grad. Problematisch soll der Bergschrund sein. Der kam bei uns aber wegen der Unmengen von Firn praktisch nicht vor, dafür war der Gipfelausstieg leicht verwechtet und deutlich steiler als 50 Grad.
Wandhöhe je nach Firnauflage 200 bis 350m, Kletterzeit ca. 2 Stunden.

Der Abstieg:
Über den Südostgrat zurück auf den Oberen Pasterzenboden und zurück zur Oberwalderhütte, ausgeschrieben mit ca. 1 Std. 30 min.
Achtung: beim An- und Abmarsch und auch im Wandbereich Spaltenzonen!

Literatur:
"Firn- und Eisklettern in den Ostalpen", Andreas Jentzsch, Axel Jentzsch-Rabl,  Alpinverlag, (www.alpinverlag.at) ISBN 3-9500920-0-5;
Alpenvereinsführer "Glocknergruppe und Granatspitzgruppe", Bergverlag Rother - München, ISBN 3-7633-1266-8;

Karte:
Alpenvereinskarte Nr. 40  Glocknergruppe, mit Wegmarkierungen, Maßstab 1:25.000;

Nachdem Thomas Herrmann und Aldo den  zweiten Tag auf der Oberwalderhütte verbringen mussten, fiel nach Studium der Führerliteratur "Firn- und Eisklettern in den Ostalpen" für den 12.06.2004 spontan die Entscheidung, die Nordostwand des Johannisberg zu besteigen.

Nach der ersten Tour an der Eiswandbichl Nordwand erschien diese Wand mit nur 200m Höhe und nur 45 Grad Neigung geradezu als ideal! Größtes Problem: das Wetter! Es war zwar zum Glück kalt, der Schnee trug die "Fußgänger" gut, aber  es war extrem unbeständig und für den Nachmittag eine weitere Verschlechterung angezeigt. Bild 1 vermittelt einen Eindruck von der Wetterlage in den Morgenstunden: der Johannisberg aus Sicht der Oberwalderhütte.
Die Frage an den Hüttenwirt, ob was und was denn an diesem Tag gehe, wurde überraschend beantwortet: "Alles!"
"Na ja, aber das Wetter, wir sind da recht unerfahren!"
"Dann geht raus und sammelt eure Erfahrungen, dazu seit ihr doch hier, oder?!"
Manchmal muss man halt mit Nachdruck auf die Tatsachen hingewiesen werden ;-))) - wenig später ging es, natürlich angeseilt, in Richtung Tourenziel. (Bild 3)
Da wegen der Massen an Firn ein Zwischensichern praktisch nicht möglich, die erste Tour so hervorragend gelaufen war und diese nur unwesentlich länger, dafür aber flacher sein sollte, fiel eine die Nerven kitzelnde Entscheidung: es sollte free solo gestiegen werden!
Bilder 4 und 5 vermitteln einen kleinen Eindruck - allerdings nur vom Beginn eines riesigen Abenteuers: Thomas beginnt im noch recht sanften Gelände gebückt den Aufstieg - wenig später aber schon die Überraschung. Es wurde steil und steiler!

Johannisberg Nordostwand  Johannisberg Nordostwand  Johannisberg Nordostwand  Johannisberg Nordostwand

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Dazu ging es durch verfestigte Nassschneeabgänge, Aldos Bein brach einmal kurz in eine Spalte ein und der Gipfel kam und kam nicht näher. 45 Grad, 200 hm??? Nach oben wurde der Schnee immer fester und steiler. Dann der felsige Gipfelgrat, über den wegen Vereisung ein Ausstieg nicht möglich war. Es folgte mühevolles Queren immer unterhalb der Felskante entlang. Schließlich konnte nur noch auf den Frontzacken gestanden werden - und darunter diese beeindruckende Tiefe ...

Nach etwas mehr als zwei Stunden die Erlösung: der Gipfel. Aldo lag als erster doch reichlich erschöpft im "sicheren" Gelände, wenig später stieg auch Thomas aus der Steilwand aus und musste sich zunächst für einige Minuten hinlegen Das andauernde monotone und die Kräfte zehrende Setzen der Steigeisen und Eisgeräte hatte mürbe gemacht.

Ende gut, alles gut! Und ein Riesenberg an Erfahrung dazu gewonnen! Slowenische Skitourengeher, die wesentlich "gemütlicher" auf den Gipfel gelangt waren, bescherten das Gipfelfoto!

Johannisberg Nordostwand Johannisberg Nordostwand

Im schlechter werdenden Wetter ging es über den Südostgrat problemlos wieder hinab. Gelegentlich öffnete sich der Blick bis auf den Mittleren Pasterzenboden, immerhin fast 1300m tiefer.
Dann kam es aber noch ganz dick: Schneefall setzte ein, ein Gewitter grollte verdächtig nah und der Wind nahm bissig zu. Sicher und stolz wurde aber schließlich die Oberwalderhütte erreicht
Ein Rätsel musste aber noch gelöst werden: was hatten wir da eigentlich erlebt?!?! Der Blick in den Alpenvereinsführer "Glocknergruppe und Granatspitzgruppe" brachte die Auflösung: Wir waren die Originalführe, die dieser Führer beschreibt, gestiegen, diese aber war 350 m hoch und bis zu 50 Grad steil. Das zu lesen war kein Schock mehr, es war ja durchstanden. Nur hätten wir uns bei diesem Wetter und dann auch noch solo für diese Tour entschieden?
Wir wissen es nicht. Zumindest der Hüttenwirt hatte recht behalten:
"Dann geht raus und sammelt eure Erfahrungen, dazu seit ihr doch hier ... "

 

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