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strecke2Montée du Nid d’Aigle

Es gibt Laufveranstaltungen in Europa, von denen man noch nie etwas gehört hat, auf die man zufällig stößt und welche einen Flachländer an die Grenzen seiner Leistungs- und Leidensfähigkeit befördern. Dazu gehört ganz sicher der Montée du Nid d’Aigle, der Aufstieg zum Adlernest, der in Saint Gervais, am Fuße des Montblanc, jährlich im Juli veranstaltet wird. Es ist ein Lauf zur  französischen Berglaufmeisterschaft und zieht so manchen Star der Szene, aus Frankreich, Italien und der Schweiz an.

Während des Familienurlaubs 2003 in Saint Gervais sah ich mich auf Grund der überall aushängenden Ausschreibungen animiert, mich für den Lauf anzumelden, was an sich kein Problem ist, wenn man ein ärztliches Attest über seinen Gesundheitszustand vorweisen kann. Dieses sollte man sich tunlichst in Deutschland besorgen, denn ich tat es aus der Not heraus bei einem französischen Arzt und durfte mir für ein wahrhaft königliches Salär Lunge und Herz abhören und Blutdruck messen  lassen. Die Anmeldegebühr von 14 € ist dagegen recht gering, vor allem wenn man im Nachhinein die dafür erbrachten Gegenleistungen betrachtet, die da wären: Top – Verpflegung an der Strecke und im Ziel, Teilnehmergeschenke (Trinkflaschengurt, ein wirklich schöner Schlapphut…) und der Rücktransport vom Ziel zum Start mit der Tramway du Montblanc.

adlerBeim Startschuss im Kurpark von Le Fayet, auf 580 m ü. NN, herrschten  gegen 9.00 Uhr schon 35°C und man schwitzte schon vom bloßen Warten. In Anbetracht des Streckenplanes und des Profils (siehe Bilder) war es mir da schon ein wenig flau im Magen, aber die Strecke verläuft zunächst durch Schatten spendenden Wald im Kurpark und danach zwar recht steil aber immer noch vor der Sonne geschützt hinauf nach St. Gervais. (Bild 3 +4) Hier war es dann mit dem Schatten vorbei, aber durch St. Gervais hindurch und weiter bis km 10 (Bild 5- rechts oben) ging es noch recht moderat aufwärts, gute 55 min brauchte ich bis dahin.
            
Dann der erste Hammer, der Weg nach Le Champel, als ich endlich den Ort erreicht hatte, dachte ich, mir platzt die Beinmuskulatur auseinander und meine Lunge fliegt raus. Die vielen Zuschauer mit ihren „Bon Courage“ - Rufen trieben mich aber weiter vorwärts, als einziger Deutscher im Feld will man sich ja schließlich nicht blamieren. Als ich dann aber an der km 13 - Markierung den Zusatz sah „51% der Zielhöhe erreicht“, wollte ich mich doch lieber ins Gras schmeißen. Aber es ging unerbittlich aufwärts, durch eine herrliche Landschaft und es waren auch immer wieder flache Passagen dabei, welche man wirklich richtig rennen konnte. Leider gibt es hier oben keine Schattenspender mehr und die gleißende Sonne des 2003 – er Jahrhundertsommers brachte es auch ganz oben auf über 25°C. Unterhalb des Col de la Voza und des Mont Lachat (Bild 6) führt der Weg hinauf zum Glacier de Bionassay (Bild 7). An dessen im Bild linken Seite, führt dann die härteste Passage des Laufes hinauf zum Nid d’Aigle, dem Adlernest, welches sich ungefähr am linken Bildrand in Bildmitte befindet. Die letzten 2 km sind dann auch die Anstrengendsten , die ich je gelaufen bin. Teilweise Leitern oder seilversicherte Passagen, in nicht wenig ausgesetztem Gelände, weisen den Weg zum Ziel. Für den letzten Kilometer habe ich gut 15 min benötigt – und kam mir noch recht schnell dabei vor! Im Ziel, auf 2.373 m ü. NN, habe ich dann erst einmal gut 10 min gebraucht um meine Sinne zu ordnen.
Danach war ich erst in der Lage lecker Tee und Baguette in meinen gebeutelten Körper hineinzubekommen. Die 1.900 Höhenmeter, verteilt auf 19,5 km fordern halt ihren Tribut (1.800 m hinauf und zwischendurch mal 100 m wieder hinunter und gleich wieder rauf).

Montée du Nid d’Aigle - Der Kurs im Überblick  Montée du Nid d’Aigle - Das Streckenprofil  Montée du Nid d’Aigle - Start im Kurpark von Le Fayet, auf 580 m ü. NN  Montée du Nid d’Aigle - Kurz nach dem Start

Montée du Nid d’Aigle - Unterhalb des Col de la Voza und des Mont Lachat  Montée du Nid d’Aigle - Weg hinauf zum Glacier de Bionassay  Montée du Nid d’Aigle - Blick zum Glacier de Bionassay  Montée du Nid d’Aigle - Zurück ging es mit der Tramway du Montblanc

Aber in der Nachbetrachtung, mit ein wenig Abstand, würde ich den Lauf noch einmal machen. Ich habe mich eigentlich recht ordentlich im Mittelfeld platzieren können. Platz 255 Total bei 350 Finishern und 50 Aufgebern. Die Zeit von 3:19 Std., wohlgemerkt für 19,5 km, spricht Bände, wenn ich bedenke, dass ein normaler Halbmarathon von mir in ca. 1:25 Std. bewältigt wird. Leider habe ich kein Foto von mir im Zielbereich zu bieten, vielleicht hätte mich ja auch keiner erkannt…. Zurück ging es mit der Tramway du Montblanc (Bild 8) zum Start, ein Erlebnis für sich, was die Landschaft betrifft, ein weiterer Härtetest, da ich nur einen Stehplatz wegen Überfüllung ergatterte und das bei bis zu 50°C warmer Luft und 1 ½ Stunden Fahrzeit.….

Als Fazit kann ich diese Veranstaltung aber an alle Masochisten unter den Läufern weiterempfehlen, denn es ist ein top organisiertes Event, an der auch die typisch französische Unpünktlichkeit keinen faden Nachgeschmack hinterlässt.

Interessenten können sich im Internet informieren unter www.st-gervais.net (in englisch oder französisch) bzw. www.athle.com  (in französisch).

 

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