IL Gobbo, 2560m
Nordwand, "Fantin/Vecellio", (III+)
Wer eine kurze gut gesicherte Einsteigertour in das alpine Klettern, die dazu noch in einer traumhaften Umgebung liegt, sucht, der ist hier genau richtig: in den Cadinispitzen, am Il Gobbo. Er ist der rechte der beiden links abgebildeten Türme, überragt vom Torre Diavolo.
Die Route durch die Nordwand bietet alles, was man sich vorstellen kann: gute Wandkletterei, Platten und Verschneidungen, einen düsteren Kamin mit anschließendem Übertritt und schließlich einen finalen Gipfelgrat mit Tiefblick auf Missurina. Das alles bei Absicherung im Niveau eines guten Klettergartens.
Wer diese Kletterei wählt, belobigt sich selbst ;)
Talort und Ausgangspunkt:
Missurina, Verbindungsstraße Missurina - Drei Zinnen, Parkplatz an der Talstation der Materialseilbahn zur Fonda-Savio-Hütte,
Anforderungen:
III+, gleich bleibende Schwierigkeit im mittleren und oberen dritten Grad,
Kletterlänge: 110 m, Kletterzeit: Angabe lt. Führer 1 Std., wir haben in Dreierseilschaft und bei nassem Fels 2 Std. gebraucht.
Der Zustieg:
Auf markiertem Weg in Richtung Fonda-Savio-Hütte, kurz davor nach rechts auf Weg Nr. 117 zur Forcella Diavolo abbiegen - das Ziel ist nicht zu verkennen. Zustiegsdauer ab Parkplatz etwa 1 Std. 30 min.
Die Route:
Aus der Scharte "Forcella Diavolo" rechts vor dem Turm einer Rinne zu einem Ringhaken am Fuß einer großen geneigten Platte folgend. Diese aufwärts, teilweise auch als Verschneidung kletterbar, bis zum Standplatz am Fuß des Kamins. Im Kamin bis zum höchsten Punkt gehen, dann die linke Wand querend bis zum Absatz aufsteigen. Nun ein kleiner Übertritt zum Il Gobbo und rechts haltend zum schmalen Grat, diesen luftig zum Gipfel.
(Klick hier für ein Bild der Nordwand mit grobem Tourenverlauf)
Abstieg:
Abseilen über die Route. Man kann auch mit Doppelseil 50m vom überhängenden Gipfelkopf direkt in den Kamin abseilen, aber davon raten wir dringend ab, denn da haben wir ein kleines Abseildrama erlebt!
Absicherung:
Alle Stand- und Zwischenhaken sind vorhanden. Die Mitnahme weiterer Sicherungsmittel ist aus unserer Sicht nicht erforderlich.
Literatur: Anette Köhler / Norbert Memmel, Kletterführer Dolomiten, Bergverlag Rother, ISBN 3-7633-3015-1 (Auch als Touren-Disk erhältlich, Titel: "Felsenparadies Dolomiten, 106 mal Klettergenuss zwischen III und VII")
Goedeke, "Alpenvereinsführer Sextener Dolomiten extrem", Bergverlag Rother, ISBN 3-7633-1255-2
Karte: Kompass 625, Sextener Dolomiten, ISBN 3-87051-749-2;
Unsere Bewertung: Eine lohnende Genusskletterei, unbedingt weiter zu empfehlen.
Unser Team vom 10.09.2005: Thomas Herrmann, Steffen Große, Aldo Bergmann
Bereits im September 2004 hatte ich gemeinsam mit Steffen Große am Fuße des Il Gibbo gestanden, um sich hier für die alpinen Klettertage "warm zu klettern". Aber es war eiskalt, der Wind pfiff, und als dann auch noch eine Seilschaft zitternd vom Gipfel kam, war es mit der Moral ganz vorbei. Es wurde wieder abgestiegen.
Am 10. September 2005 sah es anfangs wesentlich besser aus.
Am Einstieg dann aber ähnliche Bilder wie im Vorjahr: Nebel, einsetzender Nieselregen - aber es war zum Glück warm. Und noch einmal umkehren?
Noch war der Fels trocken genug und Thomas machte sich entschlossen an den Vorstieg. Allerdings ahnte das optimistische Team nicht, dass der Fels nur wenig später ebenso glänzen würde, wie anfangs der kleine nasse Fleck rechts neben dem Kamin. (Bild 5)
Bild 6 lässt schon erkennen, wie das Wetter plötzlich gänzlich kippte: Steffen, nur ca. 3 m vom Fotografen entfernt, im nebligen Kamineinstieg.
Den Standplatz an der Kaminwand, achtes Bild, können Nachahmer getrost auslassen. Thomas war sich nicht sicher, wie es hier weitergeht und hat seine Kameraden zunächst nachgeholt. Das, was ihn am Weiterweg hat Zweifeln lassen, wurde dann aber Gewissheit: man verlässt den Kamin, den man zunächst an seiner linken Wand ersteigt, in einer luftigen Spreize - die Schlüsselstelle (III+).
Mit Verlassen des Kamins stand das Team dann aber vollends im strömenden Regen.
Die Bilder geben das nicht her!
War ja auch nicht ganz so schlimm, der Gipfel war erreicht und abseilend würde man in wenigen Minuten wieder am Einstieg und bei den wärmenden trockenen Sachen stehen.
Wenn da nicht die fatale Abseile gewesen wäre ... aber das ist eine andere Geschichte, die in einen anderen Bereich dieser Homepage gehört. - Zum Bericht: Abseilpanne am Il Gobbo-
Fazit: Diese Tour hat viele Sternchen verdient, einfach Klasse! Unsere Empfehlung: Um sich den Klettergenuss nicht nachträglich zu versalzen: seilt über die Route ab!