Sollingquerung
07.11.2015
Zum Glück hat es endlich aufgehört zu regnen. Aber es ist feucht. Nebelschwaden ziehen durchs Tal. Mit 15°C um 9 Uhr am Morgen ist es für November eindeutig zu warm. Einer der Veranstalter begrüßt uns mit freundlichen Worten, wir sollen ihm zunächst einige Meter folgen, bevor das Rennen frei gegeben sei, im Ort sei nichts markiert.
Dann geht es los: langsam setzen wir uns vor den Salinen in Bad Karlshafen in Bewegung, überqueren die Weser, einige Meter laufen wir flussaufwärts – dann wird jeder mit Handschlag abgeklatscht und es geht auf einem schmalen belaubten Pfad hinein – hinein den Solling!
Mit 74 weiteren Startern bin ich nun unterwegs auf der Sollingquerung 2015, einen Ultralauf von Bad Karlshafen am Ufer der Weser über 48 km mit ca. 900 hm in das nördlich des Sollings gelegene Dassel.
Bevor ich mich für diesen Lauf entschieden habe, hatte ich das Wort „Solling“ noch nie gehört. Nun am Start wusste ich zumindest, dass es sich um ein Mittelgebirge des Weserberglandes handelt, das es immerhin auf eine Höhe von über 500 m bringt. Auf der Karte war mir aufgefallen, dass überraschend große Flächen unbesiedelt und mit dichten Waldbeständen besetzt sind.
Tatsächlich hören die Wälder auf der gesamten Stecke nur selten auf. Es geht zunächst fast 4 km stetig bergauf, der Schweiß läuft. Aber die mystische Stimmung im Nebel, das goldene Herbstlaub und die großartigen Fernsichten entschädigen. Später kommt sogar die Sonne hervor und lässt die Welt in herbstlichen Farben explodieren – Wahnsinn!
Gleich am ersten Verpflegungspunkt nach gut 11 km hat sich der Veranstalter einen netten Scherz einfallen lassen: es geht durch ein Labyrinth zum Getränkestand. Ich hatte das Glück, von einem kleinen Mädchen geführt zu werden, andere sind tatsächlich hin und her geirrt. Ein Lacher! Ob ich allerdings gelacht hätte, wenn das am letzten VP gewesen wäre?
Es geht überwiegend auf gut gepflegten Forstwegen durch das Gebirge, nur selten über Pflaster oder Asphalt, Trails kommen nur gelegentlich und jeweils über wenige Meter vor – sind dann aber allesamt einfach nur schön, egal ob Damm am See oder Bach oder als Wurzelweg im Wald.
Mein schlechter Trainingszustand nach meinem seelischen Jahrestief August/September lässt mich schon im langen Anstieg nach km 22 ordentlich Luft ziehen, bei km 32 in Silberborn bin ich schon ziemlich platt. Da hilft auch Prosecco, den es hier für die Teilnehmer gibt, kein bisschen. Wenigstens geht es ab hier mit einer kleinen Ausnahme nur noch bergab – und durch ein Hochmoor. Meine Begeisterung über diese großartige Landschaft reißt nicht ab, erst recht nicht, als es dann auf breiten mit Laub überfüllten Fahrwegen talwärts ging.
Am letzten VP bei km 42 laufen Axel, Carsten und Niels auf mich auf, sammeln mich quasi ein: „Los, komm doch einfach mit uns mit!“. Gemeinsam und recht lustig geht es bis nach Dassel und nach 6 Std 6 min und 10 sec über die Ziellinie.
So, wie einen der Veranstalter am Morgen verabschiedet hat, wird man hier empfangen – persönlich. Es gibt Bier, Essen im Überfluss, es ist angenehm familiär.
Ich war zufällig auf diesen Lauf aufmerksam geworden und mit diesem Zufall auf eine Perle des Ultralaufsports gestoßen, die ich nur dringend empfehlen kann.
Danke an das Team der Laufgruppe des Dasseler SC um Ute, Ralf und Ariën für dieses großartige Laufevent und natürlich an Almuth, die einmal mehr immer an der richtigen Stelle auf der Strecke gestanden hat.
Übrigens:
Das Hochmoor, nun weiß ich, dass es das Mecklenbruch ist, hat mich derart begeistert, dass wir am Sonntag vor der Rückfahrt mit Almuth nochmals hierher sind und uns dieses schöne Stückchen Erde genauer angesehen haben. Ich denke, der Solling hat uns nicht das letzte Mal gesehen ;)
Meine Aufzeichnung der Strecke via Runtastic.
Einmal mehr sind die Höhenmeter Quatsch, es sind ca. 900.
Distanz: Kilometer Höhe (min): Meter Höhe (max): Meter