Dresdner Lost-Places
Geocaching in alten Industrieanlagen
*15./16.10.2011 )

Das Wochenende 15./16.10.2011 war vielversprechend. Trotz klirrend kalter Nächte herrlichstes Sonnenwetter – das versprach tolle Klettereien mit meinem Kumpel Steffen Große und einigen Freunden des KV FDGB.
Soweit so klar, aber!
Und jetzt oute ich mich hier als Warmduscher, aber ich stehe dazu: wer aus dem Namen „FDGB“ (auch) auf Ferien-Ferienheime-Betten schließt, der irrt. Denn diese Sportfreunde sind knallhart! Sie schlafen selbst bei Minusgraden in der Boofe …
Ich hatte zwar überlegt – aber nur kurz! Das war/ist mir doch zu hart. Bei der Abwägung aller Für und Wider habe ich dann doch lieber (und/aber doch leider) abgesagt. Man ist ja nicht mehr der Jüngste ;)

Trotzdem hat das Wochenende gehalten, was es versprochen hatte, nur anders. Anstatt das Klimpern der Gipfelbuchkassetten zu genießen, wurde es das Knirschen der Plastikdosen.
Denn als mehr als vollwertigen Ersatz ging es mit den Gipfeladlern nach Dresden. Ziel: Spiel großer Lost-Places-Geocaches in ehemaligen Industrieanlagen.
Wie immer gibt es hierzu kaum Text, kaum Informationen (die an Geocacher auf Anfrage aber gern gegeben werden) und nur ein paar Bildeindrücke.
Bis auf eine Situation, die einfach erzählt werden muss:
Fast im Zentrum haben wir den Geocache „Ehemalige Mosaikfabrik“, einem Werk für Keramikartikel, absolviert. Der war recht beeindruckend, schon weil die verfallende Anlage nicht nur einige interessante Einblicke in die Industriegeschichte gewährte, sondern auch, weil die Gebäude ein teilweise sehr künstlerischer Spielplatz der Graffiti-Szene ist.

Jedenfalls blutet einem (zumindest mir) immer das Herz, wenn man wie hier sieht, wie alte Werte (das war ja mal unser aller Eigentum) einfach verfallen.
Hier sollte es noch schlimmer werden!
Völlig überrascht haben wir an der finalen Box festgestellt, dass es noch einen Bonus-Cache gäbe.
Na klar, den nehmen wir mit, nur … die Beschreibung klang komisch! Man solle seine Vorurteile ablegen, drauf zugehen, mit ihm reden – nur er könne einem das finale Versteck verraten! Ein Mensch?
Als wir uns wenig später voller Spannung den Koordinaten näherten, wurde unsere Vermutung bestätigt. Dort lebt, mitten in den Trümmern abgebrochener Gebäude, ein Mann im Zelt, bestückte gerade sein kleines Feuer – und hieß uns mit einem Lächeln und „Ah, Geocacher“ willkommen.
Wir erfuhren nicht nur, wo die gesuchte Box liegt, sondern einiges aus seinem Leben als Obdachloser, seine Motivation, so zu leben, über das Objekt und über weitere hier versteckte Kunstwerke der Szene.
Als wir wenig später wieder davon zogen, blieb ein beklemmendes Gefühl.
Ich schreibe hier auf keinen Fall alle meine Gedanken auf, nur diesen: mir ist sehr deutlich bewusst geworden, dass wir viel zu oft tatsächlich auf einem viel zu hohem Niveau „jammern“, wenn mal irgendetwas mit unseren ideellen oder materiellen Werten nicht stimmt …