Paternkofel / Paterno, 2744 m
Innerkofler-Klettersteig
Der Paternkofel präsentiert sich als eine beeindruckende Felsspitze inmitten der Sextener Dolomiten. Neben zahlreichen interessanten Klettereien führt ein spannender Klettersteig auf seinen Gipfel: der Innerkofler-Klettersteig.
Dabei handelt es sich, wie bei fast allen (alten) Klettersteigen in diesem Bereich der Dolomiten, um einen Kriegssteig aus dem 1. Weltkrieg. Hier ist aber die Besonderheit, dass ein ca. 600m langer Tunnel durch den Fels gegraben worden ist. Helm und Lampe sind also Pflicht! Und wer nach dem Gipfel ab Gamsscharte den Klettersteig in Richtung Paternsattel absteigt, setzt ein interessantes Abenteuer in einer Traumlandschaft fort.
Dieser Klettersteig ist durchaus für Anfänger und größere Kinder geeignet. Gerade durch die beeindruckenden Tunnelpassagen, zahlreiche Felsdurchbrüche und eine interessante Kriechstelle kurz vorm Paternsattel ist er sehr spannend und wegen des zentralen Standspunkts in den Sextener Dolomiten sowie wegen des Gipfelpanoramas unbedingt zu empfehlen.
Ausgangspunkt:
Drei-Zinnen-Hütte (2450 m), zu erreichen von Sexten/Moos, Fischleinboden zur Talschlusshütte und von dort durch das Altensteintal in ca. 2 Stunden oder ab Parkplatz Auronzo-Hütte - mautpflichtige Zufahrt - in ca. 1 Std.
Die Führe:
Von der Drei-Zinnen-Hütte auf ausgetretenem Pfad in Richtung "Frankfurter Würstel" (siehe Foto) und daran vorbei zum Tunneleingang. Dem Tunnel aufwärts folgend bis zum Ende, dann drahtseilversichert zur Gamsscharte. Dort rechtshaltend steil aufwärts zum Gipfel. Im schuttigen Gipfelbereich konzentriert steigen - es gibt viele teilweise verwirrende Ausstiegsmöglichkeiten.
(Begangen im Auf- und Abstieg durch Aldo und Volker am 17.10.2003 - Bilder 3 bis 10)
Nach dem Gipfel zurück in die Gamsscharte, von dort durch schuttige Rinne einige Meter abwärts und dann dem Kriegssteig folgend zum Paternsattel
(Begangen im Abstieg durch Aldo und Steffen Große nach der Besteigung über die Nordnordwestgrat am 18.09.2004 - die weiteren Bilder)
Auf- und Abstieg unter normalen Verhältnissen jeweils eine gute Stunde.
Karte:
Kompass 625, Sextener Dolomiten, ISBN 3-87051-749-2;
Unsere Touren:
Als Volker und ich am 17.Oktober 2003 in den Sextener Dolomiten ankamen, wollten wir eigentlich einen ruhigen Tag verbringen, um uns auf die beabsichtigte Besteigung der Großen Zinne am Folgetag vorzubereiten. Aus dem "ruhigen Tag" wurde dann eine Wanderung zur Drei-Zinnen-Hütte und schließlich, nachdem Volker Menschen auf dem Gipfel gesehen hatte (wir hatten angenommen, dass er wegen des Schnees in der Nordseite nicht begehbar sei), die Besteigung des Paternkofels. Die entpuppte sich dann aber als ein Hammer. Was im Sommer vermutlich ein leichtes Spiel mit Hochgenuss ist, war angesichts bemerkenswerter Schneemassen in der Nordseite für uns ein Tanz in Schnee und Eis.Bereits der Aufstieg durch das Altensteintal erforderte teilweise volle Konzentration (Bild 3, im Hintergrund der Einserkofel und die Oberbacherspitzen). Aber schon bald waren wir am markanten "Frankfurter Würstl" vorbei (Bild 4) und fanden uns nach der dunklen Tunnelpassage mitten beim Winterbergsteigen wieder. Recht heikel ging es dabei durch Tiefschnee und über vereiste Grate in Richtung Gamsscharte (Bilder 5 und 6)
Aus der Gamsscharte hinaus wurde es dann aber schneefrei; kein Wunder, bei dieser Steilheit bleibt Schnee nicht liegen. (Bild 8) Nach einem herrlichen Gipfelgenuss mit phantastischer Einsicht in die Sextener Dolomiten ging es recht bald auf dem gleichen Weg zurück. Angesichts der Schneemassen wollten wir auf einem anderen Rückstieg verzichten um unnötiges Risiko zu vermeiden.
Doch die Begehung des Innerkofler-Klettersteigs fand am 18.09.2004 durch Steffen Große und mir seine Fortsetzung. Beide hatten wir zuvor den Paternkofel über die Nordnordwestgrat bestiegen. Nun musste auf dem Normalweg, nämlich zunächst in die Gamsscharte, zurück gestiegen werden. Bild 11 zeigt dabei die teilweise verwirrenden Verhältnisse im Gipfelaufbau: zahlreiche Steigspuren in unklare Richtungen über gestufte Bänder abwärts und Geröll, Geröll, Geröll! An der einzigen interessanten aber unschwierigen Kletterstelle war es dann wie in einer Fußgängerzone: wo Volker und ich im Winter einsam unterwegs waren, tummelten sich an diesem herrlichen Spätsommertag die Klettersteigfreunde. Stau und Wartezeiten, wie auf der Autobahn! (Bilder 12 und 13).
Aus der Gamsscharte geht es dann südlich einige Höhenmeter in einer Geröllrinne (gut ausgetreten - aber trotzdem Vorsicht) hinab, und schon bald findet man sich auf einem schmalen Band wieder, das zunächst zur Scharte zum Paßportenkopf, und dann durch den Berg und am Paßportenkopf entlang zur Paternscharte führt. Bild 14 vermittelt einen kleinen Eindruck von diesem mühsam in den Fels geschlagenen Kriegssteig. Dabei geht es immer wieder durch den Fels auf die andere Talseite (Bild 15) und um den Ausgang am Paternsattel (Bild 18) zu erreichen, muss man kurz vor dem Ende in einem düsteren und verdammt niedrigen Tunnel einmal scharf rechts um die Ecke ins Ungewisse kriechen. (Bild 16)
Es wäre falsch zu sagen, dass man nach diesem Klettersteig bei Betreten des Ausganges mit einer großartigen Kulisse belohnt wird. Freilich wird man es - aber auch der Klettersteig selbst ist ein großartiges Erlebnis, dem diese grandiose Kulisse nur noch das I-Tüpfelchen aufsetzt.Alles in allem ein wunderschöner Klettersteig auf einen lohnenswerten Gipfel, der unbedingt weiter zu empfehlen und der, wie man sieht, auch unter Winterbedingungen mit entsprechender Vorsicht zu begehen ist.